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Sennestadtverein: Interview mit Dr. Wolf Berger - Lebenslauf und 10 Fragen

Lebenslauf
Dr. Wolf Berger wurde 1939 in Niederschlesien geboren. Nach seinem Abitur in Limburg/Lahn und der Bundeswehrzeit folgte das Jura-Studium mit anschließender Promotion „magna cum laude“ in Frankfurt. Dort bekam er auch seine erste Anstellung am Rechtsamt der Stadt Frankfurt, bevor er seine „Wanderjahre“ über verschiedene Stationen bis nach Sennestadt begann.
Ob als Beigeordneter der Gemeinde Windeck, als Dozent an einer Akademie in Bad Harzburg, ob als Stadtdirektor in Norden/Ostfiesland oder in Porta Westfalica, stets hielt es ihn – bedingt durch seine berufliche Karriere - nur für einige Jahre am gleichen Ort. Bis er schließlich ab 1990 Dozent für Fort- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen der Kommunalverwaltungen in Instituten mehrerer Bundesländer wurde, wo er bis zum heutigen Tag das gesammelte Wissen weiter vermittelt.
Als Ausgleich zur der eher „trockenen“ Jurisprudenz entdeckte er schon sehr früh seine Liebe zu Kunst und Kultur, bis er sie als Stadtdirektor in Norden erstmals „institutionalisieren“ konnte, indem er sich ab 1974 als stellvertretender Vorsitzender des Kunstvereins Norden engagierte. Auch in den 12 Jahren als Stadtdirektor in Porta Westfalica war er stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer des Kunstkreises Porta Westfalica e.V. In dieser Position hatte er bereits den ersten Kontakt mit dem Bezirksamt Sennestadt, mit dem er in Absprache mit dem damaligen Bezirksvorsteher Horst Thermann und Bernd Güse die berühmt gewordene Ausstellung „Skulptur aktuell“ nach Porta Westfalica holte, um die Diskussion über Kunst im ländlichen Raum zu beleben. Diese Ausstellung löste dann auch einen fruchtbaren Streit mit „Für und Wider“ in der Bevölkerung aus.
Schließlich zog es ihn dann aus familiären Gründen nach Bielefeld und er fand in Sennestadt das gesuchte Wohnumfeld. Auch hier fand der Kunstliebhaber wieder eine ehrenamtliche Funktion, diesmal als Ausstellungsorganisator des Kulturkreises des Sennestadtvereins. Seit 2007 betreute er insgesamt bereits 9 Ausstellungen.
Als 2010 der Sennestadtverein einen 1. Vorsitzenden und würdigen Nachfolger von Ulrich Klemens suchte, stellte er sich als einziger der Verantwortung und übernahm diese wichtige, aber auch schwierige Aufgabe. Wir wünschen ihm für die nächsten Jahre viel Erfolg und „ein gutes Händchen“ bei seinen Entscheidungen.

 

Interview
Guten Tag, Herr Dr. Berger. Sie hatten sich bereit erklärt, für den Vorsitz des Sennestadtvereins zu kandidieren und sind einstimmig gewählt worden. Sie werden nun den Sennestadtverein für die nächsten Jahre leiten.
 
1 Welches war Ihre Motivation, diese sicherlich nicht leichte Aufgabe zu übernehmen? Es gibt 2 wichtige Motive:
Erstens möchte ich die bisherigen Angebote für Kultur und Kunst weiterleben lassen, aber noch verstärkt durch Ausstellungen auch fremder Kulturen. Entsprechende Kontakte des Sennestadtvereins bestehen ja bereits.
Das zweite ist ein sehr persönliches Motiv: Die Juristerei lebt von der sehr nüchternen Analyse komplexer Sachverhalte und soll zu einer rechtstaatlichen Lösung führen, die dann allerdings dem Menschen manchmal nicht gerecht wird.
Als gelernter Volljurist, der stets in diesem Umfeld handeln musste, suche ich deshalb die Nähe zu kreativen Künstlern, die mir das geben, was ich in der Juristerei nicht finden konnte.
 
2 Viele Dinge im Verein verlangen nach Kontinuität, aber jede Führungspersönlichkeit bringt Ihre persönlichen Aspekte ein. Welches werden Ihre sein? Natürlich trete ich zunächst einmal als Nachfolger in die Fußstapfen von Ulrich Klemens, der sich durch seine Präsenz im Sennestadtverein und in der Öffentlichkeit den Titel „Mister Sennenstadt“ erworben hat. Das kann und will ich so nicht kopieren. Mein Ziel wird sein, zwar weiterhin die zentrale Anlaufstelle für den Verein zu sein, aber mit starker Betonung der Eigenständigkeit und Verantwortung der einzelnen Arbeitskreis-Leiter.
 
3 Gibt es schon Überlegungen oder Aktivitäten, die Erfahrungen des
alten Vorstandes auf den neuen zu übertragen und zu nutzen?
Eine Kontinuität ist alleine dadurch schon gegeben, dass Peter van Hekeren weiterhin im Vorstand zur Verfügung steht und auch Bernd Güse, der bisherige 2. Vorsitzende, als Ortsheimatpfleger noch im Amt ist. Auch bei den einzelnen Arbeitskreis-Leitern sind keine Veränderungen eingetreten.
Natürlich gehe ich auch davon aus, dass unser vormaliger 1.Vorsitzender und neuer Ehrenvorsitzender Ulrich Klemens weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.
Bezüglich meiner Person erinnere ich daran, dass ich seit 2007 als Nachfolger von Horst Thermann den Kulturkreis übernommen habe und damit auch auf umfangreiche eigene Erfahrungen mit dem Sennestadtverein zurückgreifen kann.
 
4 Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit Ihrem sehr
jungen Stellvertreter vor?
Marc Wübbenhorst ist Sennestädter „mit friesischem Migrationshintergrund“, wie er es selbst nennt. Er studiert unter anderem Sonderpädagogik an der Universität Bielefeld und arbeitet in einer Schule in der Sennestadt. Dadurch hat er Kontakt zu Jugendlichen verschiedener Kulturen und kennt deren Probleme und Sprache.
Ich bin froh über solch einen jungen 2. Vorsitzenden. Er wird sicherlich in seine Aufgaben hineinwachsen und entsprechendes Engagement mitbringen für Kunst, Kultur und Heimatgeschichte und dies vielleicht auch jungen Menschen vermitteln können.
Seine Tätigkeit im Büro Alberts-Architekten schlägt außerdem eine Brücke zum Sennestadtverein, da die Leiterin des Büros, Elke-Maria Alberts, seit Beginn 2009 den Arbeitskreis Ortsbildpflege leitet.
 
5 Werden Sie in Ihrer Amtszeit systematisch einen Nachfolger aufbauen? Meine Planung ist so angelegt, dass ich mich in den nächsten beiden Jahren zunächst einmal auf die Führung des Sennestadtvereins konzentrieren werde. Falls mir danach noch einmal dieses Amt anvertraut wird, werde ich beginnen, einen Nachfolger aufzubauen. Wie es derzeit aussieht, stehen sogar eventuell schon Interessenten bereit.
 
6 Wie sehen Sie die Chance, innerhalb Ihrer Amtszeit einen Generationenwechsel zu initiieren? Ich denke, dass diese Frage untrennbar mit der vorherigen Frage zum Nachfolger verbunden ist. Aus der älteren Generation der ursprünglichen Vereinsgründer wird wohl keiner mehr zur Verfügung stehen wollen, so dass diese Verantwortung zwangsläufig auf die jüngere Generation übergehen muss.
 
7 Die klassischen Kulturangebote sprechen meistens eine kleine Bürgerschicht an. Könnten Sie sich Angebote mit mehr „Breitenwirkung“ vorstellen, um die Bürger „hinter dem Ofen hervor zu locken“? Bei den Veranstaltungen über Kunst und Musik dominiert das so genannte Bildungsbürgertum ab dem Alter von 50 Jahren aufwärts.
Deswegen werde ich mich bemühen, den Kontakt zu den Schulen zu erweitern. Dabei wird der neue Beisitzer Werner Nicolmann behilflich sein, der gerade aus dem Schuldienst ausgeschieden ist. Er wird im Kulturkreis den Bereich Musik, Konzert und Kabarett übernehmen.
Weiterhin werde ich in den Verträgen mit den ausstellenden Künstlern festlegen, dass sie sich verpflichten, mit Schülern während der Ausstellung Diskussionen und Workshops zu veranstalten.
Bisher ist das schon gut gelungen. Vorbildlich war dabei die Ausstellung mit dem gebürtigen Sennestädter Andreas Holst „Wind-Wasser-Sonne, Natur schafft Kunst“. Eine 4. Grundschulklasse hat mit dem Künstler diskutiert und danach selbst einen Fotowettbewerb veranstaltet, der auch in der Presse als erfolgreich gewürdigt wurde.
Da in Sennestadt vor allem die mittlere Generation fehlt, muss es das langfristige Ziel sein, durch Kontakte zum Künstler bei der Jugend ein Interesse zu wecken, das dann im späteren Leben „Früchte trägt“.
Auch hier sehe ich eine wichtige Aufgabe unseres neuen 2. Vorsitzenden, der über seine Beschäftigung an der Comeniusschule den direkten Kontakt mit Jugendlichen hat.
 
8 Wie beurteilen Sie die Bedeutung neuer Medien und speziell des Internets für die Außenwirkung des Vereins? Die Medien – und darin zunehmend das Internet - sind heute sozusagen die vierte Gewalt im Staate. Ich selbst empfinde mich diesbezüglich als „Dinosaurier“. Im Gegensatz zur jungen Generation, für die der Zugang zum PC und dem global umspannenden Internet selbstverständlich ist, ist die Einarbeitung ein andauernder Prozess für mich.
 
9 Wie war die Resonanz auf Ihre Zettelaktion bei der JHV? Man muss bescheiden sein. Ich habe 2 Zettel zurückbekommen. Eine Person kenne ich persönlich, zu der anderen muss ich möglichst bald Kontakt aufnehmen.
Ich konnte nicht erwarten, dass so etwas gleich zu Anfang Erfolg haben würde. Deshalb werde ich mit den Befragungen bei unseren Veranstaltungen weitermachen.
 
10 Was wird Ihre erste „Amtshandlung“ sein? Nach der Jahreshauptversammlung wird als erstes eine konstituierende Sitzung des neuen geschäftsführenden Vorstandes stattfinden. Es geht dabei im wesentlichen darum, die Zusammenarbeit für die 3 diesjährigen großen Veranstaltungen vorzubereiten. Natürlich aber auch, um sich menschlich zu „beschnuppern“ und sich kennen zu lernen
 
Herr Dr. Berger, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Bielefeld, 02.02.2010

Das Interview führte Wolfgang Nürck


Diese Seite wurde zuletzt am  04. April 2010   aktualisiert
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