Der Sennestadtverein

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November 2003: 100 Jahre Firma Tellenbröker


Die Generationen der Familie Tellenbröker in Sennestadt
August, 1860 - 1919 Wilhelm, 1876 - 1961 Emil, 1903 - 1949 Lisbeth, 1911 - 2001 Dieter, 1950 Marco, 1982
Nicht oft haben wir in Sennestadt die Gelegenheit, den 100. Geburtstag einer Firma zu feiern. In diesem Jahr ist es die Firma Emil Tellenbröker, die auf eine 100jährige erfolgreiche Geschichte zurückblicken kann. Besonders vorzuheben ist, dass das Sägewerk sich immer im Familienbesitz befand.
Als August Tellenbröker 1903 den Entschluss fasste, sich selbständig zu machen, dürfte das keine leichte Entscheidung für ihn gewesen sein. Gerade war eine der periodisch wiederkehrenden Wirtschaftsflauten zu Ende gegangen. Noch war es unsicher, ob es in Zukunft besser gehen werde. Dennoch hat August Tellenbröker das Wagnis auf sich genommen, ein neues Sägewerk zu errichten. Bestärkt wurde der Firmengründer gewiss auch durch die Erfahrung, dass Lohnarbeiter, wenn sie 50 Jahre und älter waren, in der damaligen Zeit in der Regel entlassen wurden und dann wegen der sehr geringen Altersversorgung in Armut und Elend versanken, wenn sie nicht von ihren Familien mit versorgt wurden.
Dass August Tellenbröker unternehmerisch dachte, zeigt der Einsatz einer Dampfmaschine, einer Lokomobile. Nur durch eine solche Kraft erzeugende Maschine konnte der Mangel an Wind- oder Wasserkraft ersetzt werden und an beliebigen Orten mit Maschinenkraft gearbeitet werden. Dampfmaschinen waren die Voraussetzung für die Entstehung industrieller Betriebe in allen Gegenden Deutschlands. Besonders in strukturschwachen Regionen wie der Senne war diese Entwicklung segensreich, bot sie doch der armen Landbevölkerung die dringend erforderlichen Arbeitsmöglichkeiten. Die Lokomobile war eine etwa 20 Jahre alte gebrauchte Maschine. Da sie aber erst 1956 außer Dienst gestellt wurde, muss sie von besonders guter Qualität gewesen sein. An den Anfang des Sägewerkes erinnert das bis heute fast unverändert gebliebene Wohnhaus an der Paderborner Straße.
Dem Firmengründer folgte 1916 sein Sohn Wilhelm nach. er erste Weltkrieg erreichte in diesem Jahr mit der Schlacht um Verdun und an der Somme einen weiteren grausigen Höhepunkt.
Ab 1920 ist auch Sohn Emil im väterlichen Betrieb tätig. Nach und nach wird das Betriebsgebäude durch angefügte Schuppen erweitert. Über die wirtschaftliche Lage im ersten Weltkrieg und danach haben wir keine sicheren Angaben. Erst 1923 erhalten wir in der mündlichen Überlieferung eine schlimme Kunde: Im August dieses Jahres brennt das Sägewerk ab. Für uns heute bedeutet das nicht unbedingt das Ende eines Betriebs. Gut versichert kann man auch nach einem solchen Unglück die Arbeit fortsetzen. Doch im Frühsommer des Jahres 1923 begann die Inflation, in deren Verlauf die Mark völlig entwertet wurde. So erhielt Wilhelm Tellenbröker von seiner Versicherung nur noch den finanziellen Gegenwert für fünf Sack Kalk.
Fünf Jahre hat es gedauert, bis das Sägewerk wieder aufgebaut werden konnte. Die günstige Konjunktur des Jahres 1928 ermöglichte den Verkauf von Grundstücken zur Finanzierung des Wiederaufbaus. Kleinere Betriebe wurden mit auf das Gelände genommen, wie die Zimmerei Wissmann, der Maurerbetrieb Sprungmann oder der Kornmühlenbauer Brinkmann. 1936 wurde das Werk um eine Gattersägehalle und eine Kreissägenhalle erweitert. Der Antrieb erfolgte weiterhin durch die Lokomobile über oben laufende Transmissionsriemen. 1949 übernahm Emil Tellenbröker den Betrieb von seinem Vater, der im Alter von 85 Jahren 1961 starb und auf dem Alten Friedhof in der Familiengruft beigesetzt wurde. 
Für die vielen Flüchtlinge wurde auch auf dem Gelände des Sägewerks Wohnraum geschaffen durch einen Anbau an das alte Haus und die Errichtung eines Nebenhauses. 
Die Zeit des wirtschaftlichen Aufstiegs in den 50er Jahren brachte auch für die Firma Tellenbröker gute Zeiten. Die Dampfmaschine wurde durch Elektromotoren ersetzt. Das Angebot an Holzwaren aller Art wurde erheblich ausgeweitet. Besonders für die Möbelindustrie konnte Eichen- und Buchenstammholz geliefert werden. 1973 stirbt Emil Tellenbröker. Seine Frau Lisbeth Tellenbröker übernimmt nun die Leitung des Sägewerks. Bald schon unterstützt durch ihren Sohn Dieter vermag sie den Betrieb kontinuierlich weiter auszubauen. Eine Reihe spezieller Sägen wird angeschafft und Absauganlagen an allen Maschinen installiert. 1973 beginnt man mit der Fertigung von Gartenhäusern. Die Anschaffung einer Kesseldruckanlage eröffnet die Möglichkeit, den vielen Bauherren in Sennestadt gut imprägniertes Holz für Haus und Garten anzubieten. Nach dem Erwerb einer Rundstabfräse konnten ab 1985 Pfähle und Zäune aller Art für Gärten hergestellt und vertrieben werden. Hinzu kamen Carports, Überdachungen und eine große Palette von Bauhölzern aller Abmessungen und Profile. In den nächsten Jahren wurde die Kesseldruckanlage ständig erweitert, so dass nun auch Grossaufträge in dem von der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe zugelassenen Imprägnierfachbetrieb 
übernommen werden konnten.
1999 wurde Dieter Tellenbröker Inhaber der Firma Emil Tellenbröker. Unter seiner Leitung arbeiten heute vier Mitarbeiter im Betrieb und zwei im Büro. Erfreulich ist es für Dieter Tellenbröker, dass sein Sohn Marco 2002 nach seiner Ausbildung zum Holzkaufmann in den Betrieb eingetreten ist. So dürfte der Fortbestand dieses kleinen aber erfolgreichen heimischen Unternehmens in der fünften Generation gesichert sein.
Wir wünschen der Familie Tellenbröker zu ihrem Firmenjubiläum Glück und Erfolg.

U.K.

Diese Seite wurde zuletzt am  27. Januar 2008   aktualisiert
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