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Inge Jaeger-Uhthoff - Liegende Katze
Die ca. 20 cm hohe Bronzeplastik "Liegende Katze" von Inge Jaeger-Uhthoff ist 1989 entstanden und im Lichthof (Atrium) der Hans-Ehrenberg-Schule ausgestellt. Die Katze liegt auf einem grauen Betonsockel, wodurch sie ca. 1 m an Höhe gewinnt und dem Betrachter leichter ins Auge fällt. Auf der Vorderseite des Sockels ist ein ca. 50 cm2 großes Bronzerechteck angebracht, auf dem der Name der Künstlerin und der Titel der Plastik verewigt ist. Die Katze liegt auf der Grundfläche des Sockels und bildet eine geschlossene, runde Form, welche ungefähr 20 cm hoch und 40 cm breit ist.

Der Kopf schließt sich direkt dem Oberkörper an, wodurch der Hals verdeckt und die; geschlossene Form unterstützt wird. Auch der plastisch ausgebildete Schwanz liegt ganz dicht an ihrem Körper. Er ist um ihre Hinterläufe gewunden und endet an ihrem Schenkel. Die Vorder- und Hinterläufe sind unter ihrem Körper vergraben und nur zu erahnen. Die Vorderpfoten sind durch zwei konvexe ,Wölbungen' direkt unter dem Kopf angedeutet und die Hinterläufe sind an den plastisch ausgearbeiteten Schenkeln zu erkennen.

Die einzigen gegensätzlichen Elemente zu den runden Formen bilden zum einen die Ohren, welche als gleichschenklige Dreiecke seitlich am Kopf sitzen, und die etwas kantige, nach vorne herausragende Schnauze. Die Dreiecke weisen an der Vorderseite eine Höhlung und an der rückwärtigen Seite eine Wölbung auf, wodurch die Ohren plastisch erscheinen und als typische Katzenohren erkennbar werden.

Die Schnauze fängt an den gewölbten Linien der Augen an und beginnt sich kegelförmig zu verjüngen. Die Oberseite dieses ,Kegels', das heißt die Seite zu den Augen hin, ist abgeflacht, wodurch an zwei Seiten Kanten zur gewölbten Unterseite entstehen und die weiche, runde Form unterbrochen wird. 

Die Katzennase ist dagegen abgeflacht. Ansonsten sind keine weiteren Linien, welche etwa die Maulöffnung oder ähnliches andeuten würden, erkennbar. Durch die geschlossenen Augen, welche durch zwei Linien in Form von nach oben geöffneten Halbkreisen dargestellt sind, wird der Eindruck erweckt, dass die Katze schläft. Somit nimmt sie zu niemandem Blickkontakt auf. Zusammen mit dem ansonsten mimiklosen Gesicht verdeutlichen sie den Ausdruck der totalen Entspanntheit und Ruhe.
Die Oberfläche der Katze weist an den Schenkeln, am Schwanz und an den Vorderläufen ein Wechselspiel von konvexen und konkaven Formen auf, wodurch diese plastisch erscheinen. Aufgrund der Körperhaftigkeit und der organisch und weich verlaufenden Formen gewinnt die stark abstrahiert dargestellte Katze trotzdem an Natürlichkeit.
Die Katze erscheint durch ihre geschlossene, quaderförmige Gestalt und die waagerechte Körperachse blockhaft und statisch. Der Eindruck des Blockhaften wird durch die geschlossene Form der Katze erreicht, welche keine Durchbrüche aufweist und sich dem Raum verschließt, ihn abweist. Die geschlossenen Augen und die ruhende Haltung des Tieres unterstützen diesen Ausdruck. Die Plastik weist nur eine Hauptansicht auf. Ihre glatte, glänzende Oberfläche ist durch die vorbestimmte Farbigkeit des Metalls ebenmäßig braun.
Die Katze ist vereinfacht und sehr allgemein dargestellt, das heißt, sie weist keine individuellen Züge auf, welche sie von anderen Katzen unterscheiden würde. Das liegt daran, dass sie dem Idealtypus Katze entspricht, weil sie dem Schönheitsideal nachempfunden wurde und somit keinen Makel hat, welcher sie individualisieren würde.
Man kann der Plastik meines Erachtens nach nur eine ideelle Bedeutung zuschreiben, da die Katze ganz in sich gekehrt ist (Introvertiertheit), wodurch die Umwelt ausgeschlossen wird. Der Betrachter erhält durch die geschlossenen Augen keinen Zugang zum Tier, er wird also ausgegrenzt. Ihm wird durch ihre Statik ein Gefühl von dauerhafter Ewigkeit vermittelt, an der er durch die Betrachtung teilhaben darf. Dieser Ausdruck von Entspannung, Ruhe und Friedfertigkeit überträgt sich auf den Betrachter, macht ihn besonnen und lässt ihn den Alltagsstress für kurze Zeit vergessen. Man kann feststellen, wie ästhetisch und stolz diese Katze auf ihrem Platz verharrt. Diese enorme Präsens macht die Plastik interessant und sehenswert- Deshalb bin ich der Meinung, dass diese Plastik niemanden aufrütteln oder Fragen aufgeben soll, diese Tierplastik soll gefallen . Die Katzenplastik und noch weitere Tierplastiken sollen Sennestadt verschönern, wofür sie im Jahr 1981 mit dem Goldenen Ehrenring der Stadt Bielefeld ausgezeichnet wurde.
Nina Helm