Kugel - Jörg Bochow | |
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Die Plastik mit dem Titel "Kugel" von Jörg Bochow ist mehr als sie von der Entfernung zu sein scheint. Sie ist ungefähr lebensgroß und hat als stereometrische Form die Kugel. Als Material wurde rostiges Eisen verwendet. Mehrere Kreissegmente sind miteinander verschweißt worden, die entlang einer gedachten Achse verlaufen. Die Achse verläuft diagonal zum Boden, genauso wie die Schweißnähte. Das verleiht der Skulptur Dynamik. Auffällig ist der große Hohlraum in der Kugel in Form einer Walze. Sie ist in Edelstahl ausgeführt und steht so im Kontrast zur rostigen, rötlichen und schroffen Oberfläche der Kugel. Diese Öffnung in der Kugel ruft die Assoziation hervor, es fehle ein Gegenstand in der Kugel. Der negative Raum erhält dadurch eine eigenständige Bedeutung für die Gesamtwirkung. Er gibt der Skulptur eine Vorder- und eine Rückansicht. Dem organischen Bau der Kugel widerspricht die Öffnung in ihr, sie zerstört aber dennoch nicht die monumentale Wirkung, die die Form der Kugel an sich ausstrahlt. Neben dieser optischen Wirkung hat die Kugel aber noch eine klangliche, welche sich nur dem "Betrachter" offenbart, der aktiv wird und die Kugel in Bewegung versetzt. Nur so kann das Geheimnis der Kugel gelüftet werden. Dann nämlich ertönt aus dem Inneren der Kugel ein schönes Glockenspiel. Dazu passt die Form der Kugel, sie steht für nichts anderes als Bewegung. Das wird noch verstärkt durch die diagonal verlaufenden Nähte und die Öffnung in der Kugel. Es ist faszinierend, wie aus einer Plastik, welche schon von außen wie ein überdimensionaler Spielball anmutet oder wie eine Schelle an einer Narrenkappe, ein Spielzeug für Jung und Alt wird. Nur durch einen leichten Schubs kann die riesige und schwere Kugel in Schwingungen versetzt werden. Das eröffnet eine weitere Funktion von Kunst, es ist Kunst zum Anfassen und Mitmachen, der Interessierte ist nicht bloß passiver Betrachter, sondern kann sich auf spielerische Art und Weise mit dem Kunstwerk auseinander setzen. Außerdem finde ich es erstaunlich, zu welch einem Mittelpunkt sich die Kugel an dem Standort vor der Hans- Ehrenberg-Schule entwickelt hat. Man trifft sich in ihrer Nähe und immer wieder wird sie in Bewegung versetzt, um den Geräuschen aus ihr zu lauschen. | |
Zum Künstler | |
Jörg Bochow ist Werkstattleiter im Bereich Metall an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle. | |
Daniela Demmer |